Wenn wir wieder mit unserem inneren Kind in Verbindung kommen wollen, gilt es auch zu betrachten, welche Ängste im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit uns selbst  hochkommen. Lasst uns eine der verschiedenen Persönlichkeitsanteile anschauen, denen wir uns so liebevoll und verständnisvoll wie möglich nähern sollten:

 

Das wütende Kind


Wut ist ein sehr wertvolles Gefühl – sehr oft wurde uns aber vermittelt, dass Wut und Zorn etwas Schlechtes sei und wir wurden dazu angehalten, dieses Gefühl zu unterdrücken. Aus der Angst unserer Eltern heraus außer Kontrolle zu geraten, wurde jeglicher Ausdruck von Wut, Zorn oder Aggression sofort  niedergehalten oder bestraft. Oder wir wurden zurückgewiesen und im schlimmsten Fall auch körperlich gerügt oder misshandelt.

Dem wütenden Kind zu begegnen, macht vielen Menschen zunächst Angst. Wir haben Angst davor, dass uns diese Wut Schwierigkeiten bereiten würde. De Facto macht uns diese unterdrückte Wut bereits Probleme – nur auf eine unerlöste Art. Wir glauben, wenn unser inneres Kind so wütend ist, dass es nicht mehr aufhört zu toben dass wir völlig unkontrolliert „aus der Haut“ fahren. Wir haben die Sorge, dass diese Wut uns überwältigt und wir uns nicht mehr im Griff haben. Haben wir doch als Kind nur Bestrafung und Zurückweisung erlebt, wenn wir zornig waren. Die Erwachsenen haben sich geweigert damit umzugehen und wir wurden mit diesem Gefühl alleine gelassen – ohne je gelernt zu haben, wie wir damit umgehen sollen. Es wurde uns nicht gezeigt, wie wir mit unserer Wut so umgehen können, dass wir niemandem schaden. Es wurde uns nicht beigebracht, dass wir im Gegenteil sogar dieses Gefühl konstruktiv für uns als Motor für unsere Ziele nutzen können.

Wenn wir unsere Wut in unserem Inneren verschließen, dann kann sie sich anfühlen, als ob wir ein „Druckkochtopf“ sind, der jeden Moment, bei jedem falschen Wort einfach explodieren kann. Für uns ist es wesentlich, mit diesem wütenden Kind Kontakt aufzunehmen und als liebevoller Erwachsener zuzuhören, was es so zornig gemacht hat. Verurteile dieses Kind nicht, sondern lass den Gefühlen in einem geschützten Raum einfach freien Lauf – damit es diese erstmal ausagieren darf. Erlaube dem Kind, seine Wut auszudrücken – das kannst du tun, indem du auf ein Kissen einschlägst und die Sätze und Worte sagst, die du schon immer sagen wolltest. Bleib dabei immer in deiner liebevollen Kontrolle und beobachte dich dabei – es geht um die Erfahrung, die unterdrückten Gefühle loslassen und betrachten zu können, die dich belasten.

Das Loslassen, das Erlösen der blockierten Gefühle ist das Ziel der Übung. Bleibe nach dem Entladen der Wut in Verbindung mit deinem inneren Kind und gib ihm das, was es von dir braucht. Wenn es in den Arm genommen werden möchte, dann nimm es in den Arm und vermittle ihm Sicherheit und Geborgenheit. Da es genauso kraftvoll für unseren Geist ist, wenn wir Situationen visualisieren, kannst du ebenso dein inneres Kind im Geiste umarmen und mit ihm an einen sicheren Ort „gehen“, der euch beiden am besten gefällt.